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„Mich trifft der Schlag“, dachte ich und hätte
fast gebremst. Auf dem Rückweg zur Fähre in Dover tuckerte ich auf der
Autobahn so vor mich hin, genoss die Aussicht und blickte in Gedanken
auf die schönen Tage in Glastonbury zurück. Ich traute meinen Augen
nicht, als ich Richtung Beifahrersitz schaute. Dort saß ein Drache. Grün
war er mit ein wenig Gelbfärbung am Bauch. Groß war er, der Platz
neben mir eigentlich zu klein für ihn.
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Er grinste mich an, ein bisschen stolz wirkte er auf
mich. „Was willst du denn hier und vor allem, wo kommst du her?“,
fragte ich irritiert. „Nimm mich mit, du brauchst mich“. „Ich
brauch dich nicht. Was soll das denn? Mach, dass du aus dem Auto
verschwindest und geh dahin zurück, wo du hergekommen bist“, fauchte
ich ihn an, „das letzte, was ich jetzt brauche ist ein grüner
Drache“. In den letzten Tagen hatte ich schon genug mit Drachen zu tun
gehabt. Das passte mir an dem Tag ganz und gar nicht.„Nimm mich mit,
du brauchst mich“, wiederholte er. An der nächsten Möglichkeit hielt
ich an, öffnete die Beifahrertür und forderte ihn auf, auszusteigen.
„Du brauchst mich“, wiederholte er. Die Art der Worte ließ mich
tief in mir unsicher werden. Er sprach das so ruhig, unaufdringlich und
sanft aus – so selbstverständlich. |
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Er hatte es drei Mal gesagt: „Du brauchst mich“,
waren die magischen Worte. Ich begann mich zu beruhigen und mit ihm zu
verhandeln. „Wir haben doch gar keinen Platz für dich, wo willst du
denn bleiben. Mal abgesehen davon bist du bestimmt nicht wirklich so
klein, wie du jetzt wirkst“, gab ich zu Bedenken. Er lächelte. Er
wusste, er hatte gewonnen. „Hinten in eurem Garten, in der Erdecke,
ist mein Platz, dort werde ich wohnen. Du brauchst dich um nichts zu
sorgen“. Damit war es beschlossen, er kam mit. Ich hatte verloren,
jedenfalls glaubte ich das damals noch. „Bei uns wohnt ab sofort ein
grüner Drache, na prima.“, war mein Gedanke und ich schwieg die nächsten
Stunden. |
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Im Trubel des Ankommens „vergaß“ ich ihn. Er
verschwand tatsächlich Richtung Erdecke und verhielt sich ruhig. |
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Ein paar Tage später wurde an mich die Bitte
herangetragen, eine Frauenschwitzhütte zu leiten. Da wir zu diesem
Zeitpunkt keine eigene Hütte hatten, versprach ich, mich um einen
geeigneten Platz zu kümmern. |
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In den nächsten Tagen arbeitete ich im Garten und
setzte mich zur Pause auf die Terrasse des Seminarhauses. Mein Blick
schweifte über den Platz und da sah ich seinen Kopf durch das Schilf
schauen. Breit grinste er, hatte er es sich doch dort gemütlich
gemacht. „Na, angekommen?“, fragte er. Small Talk mit einem Drachen. |
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Verlegen grinste ich ihn an und beschloss, Frieden zu schließen
–
ich hatte ja doch keine andere Wahl!
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„Endlich können wir mit der Arbeit beginnen, da du
meine Anwesenheit jetzt anerkennst, denn wisse: Ich würde niemals gegen
deinen Willen handeln.“, sprach er weiter und schaute mich dabei ernst
an und ein bisschen wirkte es, als würde er innerlich liebevoll lächeln.
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Und nach einer kleinen Pause sprach er weiter:
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„Du brauchst keinen Schwitzhüttenplatz zu
suchen. Hier in der Erdecke sollt ihr eine Drachenhöhle bauen. Eine
Drachenform soll sie haben, denn sie ist der Bauch der Ur-Drachin. Ich
bin der sichtbare Hüter und doch wird die Kraft der Drachen aller
Elemente hier vereint wirken. Heilhütten werden wir hier unterstützen.
Die Feuerdrachen schenken euch ihren Feuer-Atem und erhitzen die Steine,
die Wasserdrachen geben ihr Blut, die Luftdrachen schenken immer
frischen Wind für einen klaren Kopf und die Erddrachen bilden die Höhle
und den Boden, der euch trägt.
Stark wird sie sein, die Kraft. Deshalb achtet sie, damit sie euch nicht
verletzt. Hingabe, Achtsamkeit und Miteinander sei die Intention, wenn
ihr die Drachenhöhle betretet.
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Wir freuen uns, dass wir wieder mit Menschen
zusammen arbeiten. Eine lange Zeit waren die Drachen von der Erde
versteckt, jetzt kommen wir wieder zurück. Für die gemeinsame
Entwicklung treten wir wieder ein in den Kreis und stellen unsere Kräfte
zur Verfügung. Wir wissen, dass die Anpassung langsam gehen muss, da
eure und unsere Energien sehr unterschiedlich schwingen. Wir werden
darauf achten und doch wissen wir, dass es nur eine Frage der
Bereitschaft und des Handelns ist, um ein gutes Ergebnis zu erreichen.
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Lasst eure Energien tanzen in der Drachenhöhle,
schwingt sie hinauf in das Universum und hinunter zum Erdkern. Verbindet
euch mit der Schöpfung und wir werden euch unterstützen.“
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Nachdem wir in den darauffolgenden Wochen den benötigten
Platz freigeräumt und hergerichtet hatten, luden wir einige gute
Freunde ein. Unter der Führung der Drachen entstand |
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